Mai 17, 2023

Informationen zum Vorgehen bei auffälligem NIPT-Ergebnis – Bedeutung der Bestimmung der fetalen Fraktion

Die DEGUM hat im Februar 2023 einen „Wegweiser auffälliger NIPT“ [1] mit den wichtigsten fünf Punkten, die es bei einem NIPT-Befund mit erhöhtem Risiko für eine Aneuploidie zu beachten gilt, herausgegeben. Von diesen fünf Punkten sind aus unserer Sicht die drei Wichtigsten:

  • Ein auffälliger cfDNA-Test ist keine Diagnose
    Ein NIPT auf Trisomie 21 stellt einen Screening-Test mit einer Detektions- und Falsch-Positivrate von etwa 99 % und 0,1 % dar. Ein auffälliges Ergebnis ist daher keine Diagnose.
    Zur weiteren Abklärung ist eine diagnostische Punktion dringend zu empfehlen, insbesondere wenn als Konsequenz eines auffälligen Befundes ein Abbruch der Schwangerschaft erwogen wird.
  • Ein ergebnisloser cfDNA-Befund erfordert eine weitere Abklärung
    Eine ergebnislose cfDNA-Analyse ist häufig durch mütterliche Einflussfaktoren bedingt. Dennoch müssen auch fetale Chromosomenstörungen als Ursache eines Testversagens in Betracht gezogen werden. Bei primär zu niedriger „fetal fraction“ kann der cfDNA-Test nach etwa zwei Wochen wiederholt werden. Ist der cfDNA-Test weiterhin nicht auswertbar, sollte eine diagnostische Punktion diskutiert werden.
  • Der sonographische Befund bestimmt den Abklärungsmodus
    Die mittels NIPT untersuchte zellfreie DNA entstammt primär der Plazenta. Insbesondere bei unauffälliger Sonoanatomie, unklarer Befundkonstellation oder bei einem erhöhten Risiko für XYchromosomale Störungen im NIPT sollte eine Amniozentese erfolgen, da in dieser Situation die Auswertung fetaler Zellen notwendig ist.
    Die Bedeutung der Abklärung mittels Amniozentese bei einem auffälligen NIPT auf XY-chromosomale Störungen hatten wir 2020 publiziert [2] und Sie darüber in einem Rundschreiben Ende 2020 informiert.

Zuverlässige Bestimmung der fetalen Fraktion mittels SNP-Technologie

Im Februar 2020 hatte die DEGUM die „10 goldenen Regeln zur Durchführung eines NIPT“ herausgegeben (siehe Cenata Rundschreiben vom September 2020). In den „10 goldenen Regeln“ der DEGUM wird unter anderem darauf hingewiesen, dass die „fetal fraction (FF)“ ein Qualitätsparameter mit großem Einfluss auf die Testgüte ist.

Beim Harmony® Test erfolgt die Bestimmung der fetal fraction mittels sog. SNP-Analyse. Da mittels SNP-Analyse genau zwischen DNA mütterlichen und fetalen/plazentaren Ursprungs unterschieden werden kann, führt dieses Verfahren zu einer besonders genauen Ermittlung der „fetalen Fraktion“ [3], was unter anderem durch Ringversuche verdeutlicht wurde (siehe Abb.1).

Abbildung über Ringversuchsergebnisse zur Messung der fetalen Fraktion

Abbildung 1: Ringversuchsergebnisse zur Messung der fetalen Fraktion
Grün: SNP-basierte Technologie (z. B. Harmony® Test), rot: WGS -basierte Technologie [3]. In den Ringversuchen wurden Plasmaproben mit bekanntem Gehalt an fetaler DNA von verschiedenen NIPT-Labors gemessen. Die Streuung der Ergebnisse ist bei den Labors, die eine SNP-basierte Technologie einsetzen, deutlich geringer als bei den anderen Messmethoden.

Welche Bedeutung hat eine niedrige fetale Fraktion?

Becking et al. konnten zeigen, dass das Risiko für schwangerschaftsbedingten Hypertonus, Präeklampsie und Gestationsdiabetes erhöht ist, falls der NIPT aufgrund einer zu geringen fetalen Fraktion ausfällt. Auch das Risiko für eine fetale Aneuploidie nimmt in diesem Fall zu [4].

Tabelle mit übersicht zu Risiken für Schwangerschaftskomplikationen bei einem ergebnislosen NIPT aufgrund zu geringer fetaler Fraktion

Tabelle 1: Risiken für Schwangerschaftskomplikationen bei einem ergebnislosen NIPT aufgrund zu geringer fetaler Fraktion [4]

Was sind mögliche Ursachen für einen Testausfall, insbesondere bedingt durch eine niedrige fetale Fraktion?

Eine Arbeitsgruppe um Prof. Nicolaides hat diesbezüglich Daten von 23.495 Einlings- und 928 Zwillingsschwangerschaften untersucht[5]. Wichtige Einflussgrößen, die das Risiko für einen Testausfall signifikant erhöhen oder verringern, sind in Tabelle 2 zusammengefasst:

Tabelle zur Einflussfaktoren auf das Risiko eines Testausfalls

Tabelle 2: Einfl ussfaktoren auf das Risiko eines Testausfalls [5]

Für weitere Informationen oder die Bestellung von Abnahmekits und Anforderungsformularen kontaktieren Sie uns gerne.

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Literatur

[1] https://www.degum.de/fileadmin/user_upload/NIPT-Wegweiser-auffaelliger-NIPT_v2023-02-28.pdf

[2] Lüthgens, K, Grati, FR, Sinzel, M, Häbig, K, Kagan, KO. Confirmation rate of cell free DNA screening for sex chromosomal abnormalities according to the method of confirmatory testing. Prenatal Diagnosis. 2021; 41: 1258– 1263. Epub 2020 Sep 2.

[3] Becking EC, Linthorst J, Patton S, Gutowska-Ding W, Goodall R, Khawaja F, Morgan F, Deans Z, Chitty LS, Bekker MN, Scheffer PG, Sistermans EA. Variability in Fetal Fraction Estimation: Comparing Fetal Fractions Reported by Noninvasive Prenatal Testing Providers Globally. Clin Chem. 2023; 69: 160-167.

[4] Becking EC, Wirjosoekarto SAM, Scheffer PG, Huiskes JVM, Remmelink MJ, Sistermans EA, Bax CJ, Weiss JM, Henneman L, Bekker MN. Low fetal fraction in cell-free DNA testing is associated with adverse pregnancy outcome: Analysis of a subcohort of the TRIDENT-2 study. Prenatal Diagnosis. 2021; 41: 1296-1304.

[5] Galeva S, Gil MM, Konstantinidou L, Akolekar R, Nicolaides KH. First-trimester screening for trisomies by cfDNA testing of maternal blood in singleton and twin pregnancies: factors affecting test failure. Ultrasound Obstet Gynecol. 2019; 53: 804-809.

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